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Manche Historien sind klar strukturiert und werden schnell wieder vergessen. Die der Gemeinde Oberstreit beginnt hingegen erst einmal witzig, denn der Name entstand nicht etwa durch die Gemarkung, die Umgebung oder sonstige wichtigen Details, wie das bei anderen Orten oft der Fall ist.
Nein, Oberstreit heißt Oberstreit, weil jemand eine absolute Sauklaue hatte. Denn eigentlich hieß unser Ort einmal Ebenstryt, aber weil der Abt Werner vom Disibodenberg so unleserlich schrieb, wurde in einer Urkunde vom 23. Oktober 1305 aus Ebenstriet eben Oberstreit. Und das blieb bis heute so.
Natürlich gibt es noch andere Namensdeutungen, wie etwa, dass die Siedlung in der napo-leonischen Zeit um 1800 »willkürlich« in »Oberstreit« abgewandelt wurde.
Aber unsere Version, die durch ein Schreiben des Dorflehrers Jakob André 1905 verifiziert wurde, gefällt uns eben besser.

historie oberstreitermarkt

Früher bildeten wir mit Boos eine gemeinsame Siedlung. Das beweist der Fund einer Römervilla. Und der Oberstreiter-Markt der am 2.ten Wochenende im September gefeiert wird, ist weithin bekannt. Er wurde bereits 1570 urkundlich erwähnt.Regiert haben früher die Grafen zu Salm und die Kurpfälzischen Grafen. 1491 wurde eine dem heiligen Bartholomäus geweihte Kapelle erwähnt, die es aber nicht mehr gibt.

In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde Oberstreit leider immer wieder durch Kriegswirren gebeutelt.

Im 30jährigen Krieg soll das Dorf sogar fast ausgestorben gewesen sein, die Häuser von Pflanzen überwuchert. Und seitdem 1805 die Franzosen das Dorf besetzt hatten, hält sich bis heute die Legende, dass an der Ruinenmauer der ehemaligen Bartholomäus Kapelle ein Massengrab mit französischen Soldaten befindet, die einem besonders strengen Winter zum Opfer fielen. Es wurden jedoch nie Beweise gefunden.

Interessant ist auch, dass es um 1800 herum wohl auch Weinbau rund um Oberstreit gegeben hat. Ein Chronikeintrag besagt, dass im Jahre 1827 ein strenger Winter herrschte, der sämtliche Weinstöcke erfrieren lies. Bis zum Anfang des 1900 Jahrhunderts versuchte man den Weinbau aufrecht zu erhalten. Doch scheinbar waren die Bodenverhältnisse für gute Erträge nicht geschaffen, denn (wie die Chronik besagt) sowohl 1913 als auch 1927 war der "Ertrag in den Oberstreiter Weinbergen gleich null". 1929 gab es dann endlich wieder einmal eine gute Ernte und es wurde sogar eine Dorfgenossenschaft gegründet, der alle Winzer des Ortes angehörten.

historie dotzauerHeute ist nur noch das Weingut (mit Brennerei) Dotzauer übrig geblieben, das dafür jedoch für überregionale Bekanntheit sorgt.

Auch der zweite Weltkrieg ging an Oberstreit nicht spurlos vorbei.
Zuvor war in Oberstreit ein Stützpunkt der NSDAP gegründet worden.
1938 werden zahlreiche junge Männer eingezogen. Die Schule schließt und wird als Massenquartier für Soldaten genutzt. Auf dem Weg nach Frankfurt flogen die Flugzeuge der Alliierten auch über Oberstreit. 1944 stürzt sogar eines zwischen Oberstreit und Waldböckelheim ab.
Mit Ende des Krieges war Oberstreit, von einer eintägigen "Besatzung" durch Amerikaner einmal abgesehen, endlich wieder "frei" und begann wieder einmal mit dem Neuaufbau des Dorfes und der Dorfgemeinschaft, des alltäglichen Lebens.

Bis 1965 hatte unsere Gemeinde noch eine eigene Volksschule. Im April 1965 wurde sie jedoch geschlossen und seither gehen die Kinder in die Schule in Waldböckelheim bzw. in die weiterführenden Schulen der Region.

Oberstreit hat eine evangelische und eine katholische Kirche.
Die katholische Kirche (Marienkapelle) wurde 1957 eingeweiht
Die evangelische Michaeliskirche , mit deren Planung im Jahr 1957 begonnen wurde, konnte 1959 fertiggestellt werden.

Ein natürliches Wahrzeichen von Oberstreit waren und sind seine Bäume.
Eine der Oberstreiter Linden ist mittlerweile 135 Jahre alt. Überhaupt stehen im und um den Ort herum zahlreiche alte Bäume, die unserer Gemeinde nicht nur liebevoll einrahmen, sondern auch für die frische Luft sorgen, die unsere Einwohner so schätzen. Eichen, Kastanien, Pappeln, Weiden, Obstbäume - für Oberstreit, das heute eine reine Wohngemeinde geworden ist, sind die Bäume Ausdruck der Harmonie mit der Natur.

Harmonie und Natur sind auch perfekte Abschlussworte für eine etwas andere Chronik.
Vielleicht haben wir Sie ja mit unserer Schilderung über die Entwicklung von Oberstreit neugierig gemacht.
Wenn ja, sind Sie herzlich eingeladen, sich unsere Gemeinde einmal anzuschauen.

historie baum

 

 

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